Er säte Blumen, wo Krieg war

 

 

 

Zum Tod von Heinz Mutschinski (1925-2018).

Mit knapper Not war er, schwer verwundet, im Frühjahr 1945 der Hölle von Klessin entronnen. Viele Jahre später kehrte er immer wieder dahin zurück. Er konnte nicht vergessen, wo seine Kameraden gestorben waren und er suchte sie  – genau so wie ihre Gegner. So lange danach reichten sich die, die überlebt hatten, die Hände. So lange danach warteten Tote auf ihre letzte Ruhe, Schicksale auf ihre Klärung. Heinz grub  – bis die Jüngeren ihm die Schippe aus der Hand nahmen. Es war wichtiger, dass er sprach, erzählte, beschrieb. Seine Jugend im Nationalsozialismus, Ausbildung, Reichsarbeitsdienst, Wehrmacht, Krieg, Verwundung, Gefangenschaft. Und immer wieder die Hölle von Klessin, das Verdun des Ostens.

Heinz sprach genau da, wo es passiert war, wo er im Dreck gelegen hatte und wo die aus den Fugen geratene Welt über im zusammengebrochen war, um auch ihn zu zermalmen. Durch seine Augen sah sich unsere Heimat, unser Leben, unser Frieden anders. Heinz Mutschinski, ein alter, gebeugter Mann, mit wachen Augen und Verstand, immer freundlich. Allen, denen er begegnete, machte er klar, was Krieg bedeutet. Mit einer Rede ohne Pathos. Mit ehrlichen Worten, die jeden überzeugten, der ihn erlebte. Er tat das besser, als Bücher und Filme das tun könnten. Er wusste das, weil er solche Bücher und Filme kannte. Er machte es sich daher zur lieben Pflicht, ein Zeuge der Zeit zu sein – einer schrecklichen Zeit. Das machte es zu einer Bürde; doch das ließ er sich nie anmerken. Auch damit war er einer von wenigen. Und bald war er der einzige. Jetzt ist er nicht mehr da.

Wenn das Frühjahr kommt, werden die Blumen groß sein, die Heinz im letztes Jahr gesät hat, als er mit uns über die alten Schützengräben ging. Er wird ihre Blüten nicht mehr sehen. Heinz hat uns mit seiner und unserer Geschichte zurück gelassen. Es war klar, dass es so kommen würde – irgendwann. Einer geht. Viele bleiben zurück  – und fühlen sich allein …

 

Kondolenzen

Deine Schritte sind verstummt, doch die Spuren Deines Lebens bleiben.

Danke aus Potsdam
Gruß Ruven

Leider lernten wir uns sehr spät kennen , haben aber das beste daraus gemacht !

Vielen Dank
Enrico

,, Ruhe in Frieden lieber Heinz , Du bleibst uns unvergessen ,,
Daniel / Schwedt

Schade dass wir Heinz nicht persönlich kennenlernen durften.
LG Marco und Maria Schenck