1:1 Diorama zu Gast in Seelow zum Museumstag

Am Sonntag zum Internationalen Museumstag gab es dieses schöne Diorama zu bestaunen. Eine 1:1 Darstellung einer kleinen sowjetischen Einheit bei der Rast an ihrem Fahrzeug. Sehr authentisch ausgestattet vom Schuh bis zur Waffe. Es war ohne Mühe möglich eine halbe Stunde zu schauen und immer wieder etwas neues zu entdecken.
Meistens ist ein Diorama viel kleiner als die Wirklichkeit. Im 1:1-Maßstab wirkt es näher als die Miniaturwelt. Der Effekt ist gewollt. Die Distanz der Besucher zum historischen Bild schwindet. Daneben bietet das ‚große‘ Diorama die Chance, Exponate zu zeigen, die so nicht im Seelower Museum zu sehen sind.
Der imposante T34 auf der Freifläche bot sich als Teil der Szenerie an. Museum mal anders hieß auch: die Gäste duften alles berühren, sich in den Geländewagen setzen und Schnappschüsse machen. Jede Figur trug ihre ganz persönliche Geschichte an einem Zettelchen. Sie bezog sich auf das damalige Geschehen und führte die Besucher in die Szenerie.

Soldat Sergej sitzt auf einem leeren Benzinfaß. Oft finden die sowjetischen Soldaten Material, das der Gegner liegen lässt. Hitler hat seinen Soldaten befohlen, auf dem Rückzug alles zu zerstören. Doch oft bleibt keine Zeit dafür. Die Rote Armee dringt schnell vor, überrennt Wehrmacht und Zivilisten. Doch dieses Faß ist völlig leer. Die Wehrmacht hat keine Reserven, keinen Treibstoff, keine Munition. Kampferfahrene Soldaten gibt es in dieser letzten Schacht kaum noch.

Wie sein Kamerad Boris trägt Sergej eine Zeltplane. Sie schützt ihn vor Regen, Kälte und sie macht ihn fast unsichtbar. Seine PPS-43 Sudajew ist extra als Waffe für den Nahkampf und für Panzersoldaten entworfen. Ihr Schaft lässt sich einklappen. So ist die Maschinenpistole sehr kurz.

Leutnant Igor bleibt in der Nähe seiner Soldaten und des Geländewagens. Die Ruhe an diesem Morgen ist trügerisch. Igor befehligt einen kleinen Trupp, der die feindlichen Linien erkundet. Bis Berlin sind es 80 Kilometer. Die Seelower Höhen vor ihm sind das letzte große Hindernis auf dem Weg zum ersehnten Sieg. Über tausend Kilometer liegen hinter Igor und seinen wenigen Männern. Bis jetzt haben sie überlebt. Viele ihrer Kameraden sind tot. Werden sie noch leben, wenn die Rote Armee dort oben steht, wo jetzt der Gegner wartet? Das ist die letzte große Frage vor der letzten großen Schlacht.

Über der Gimnastiorka-Bluse trägt Igor zum Schutz gegen Staub und Regen einen Mantel aus derbem Zeltstoff. Auf dem Kopf hat er die für den Felddienst in khaki gehaltene Schirmmütze. Bei motorisierten Einheiten weit verbreitet ist Igors faltbare Schutzbrille.

Sershant Boris nutzt die Pause, für eine Zigarette der Marke Belomorkanal. Das ist was anderes als die Selbstgedrehten. Viel Zeit zum Rauchen bleibt ihm nicht, aber auch nichts anderes gegen die Nervosität. Boris ist seit der Schlacht vor Moskau unter dem Kommando Marshall Schukows. Der Befehlshaber ist berüchtigt dafür, dass seine Soldaten geringe Chance haben, einen Kampf zu überleben. Schukow möchte Berlin erobern. Ihm und Stalin ist dafür alles recht, auch der riskante Frontalangriff auf die Seelower Höhen mit ihren sorgfältig ausgebauten Stellungen.

Boris trägt die Wattejacke Telogreika. Statt Schaftstiefeln hat er Wickelgamaschen. Dieses altertümliche Beinkleid tragen viele Soldaten bis zum Ende des Krieges. Die geschnürten Schuhe gehen im Schlamm nicht so schnell verloren wie Schaftstiefel. Mehrere Millionen Paar solcher Schuhe kommen als Hilfslieferung aus den USA. Beuteschuhe von deutschen Soldaten sind in der Roten Armee ebenso beliebt. Boris hat die Maschinenpistole PPsH-41 Schpagin kampfbereit vor seiner Brust.

Tobias Voigt

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