Feldpostausstellung im Museum Seelow

Zeilen aus dem Krieg

Feldpostausstellung zum 75. Jahrestag des Kriegsendes

Volles Haus im Besucherzentrum bei der Eröffnung der ersten selbst erarbeiteten Ausstellung des ZSH für die Gedenkstätte Seelower Höhen. Zwei Schulgruppen – aus Seelow und Berlin – Landrat Gernot Schmidt, Seelows Bürgermeister Jörg Schröder, der Veteran Wolf-Dietrich Kroll und weitere Gäste mussten sich im Besucherzentrum um Abstand zueinander bemühen, obwohl die Distanz zum Ausstellungsthema gerade klein sein sollte.

„Liebe Mutti! – Zeilen aus dem Krieg“, so lautet der Titel der kleinen Kabinettausstellung zum Thema Feldpost. Auf Anregung des Landrates in Vorbereitung des 75. Jahrestages des Kriegsendes 1945 erarbeiteten wir eine Ausstellung, die den Raumverhältnissen des neuen Besucherzentrums Rechnung trägt. Viel Platz ist dort nicht, doch da Briefe nicht dick auftragen, ließ sich die Sonderschau passend umsetzen. Unserem Aufruf, Feldpost aus der Zeit des Krieges und möglichst vom Schlachtfeld im Oderland zur Verfügung zu stellen, waren Sammler und Familien gefolgt. Vor uns lag dann die nicht leichte Aufgabe der Auswahl. Wenige Beispiele sowjetischer Feldpost fanden wir im Gedenkstättenarchiv. Komplett neu übersetzt, ließen sie sich für die Ausstellung verwenden. Auf deutscher Seite stellte sich die alte Schreibschrift als Herausforderung dar. Viele Briefe mussten aufwendig transkribiert werden. Erst diese Leistung macht den Inhalt für heutige Leser zugänglich.

Besonders beeindruckend sind die Exponate aus dem Nachlass eines Leutnants, der Ende März 1945 vor Golzow bei einem Angriff auf sowjetische Stellungen stirbt. Seine Familie besuchte uns und übergab uns das Material für die Ausstellung. In diesem, wie auch in anderen Fällen war es unser Anliegen, den Verfassern der Briefe ein Gesicht zu geben und ihre Geschichte darzustellen. Die Menschen von damals, Überlebende wie Kriegstote, sprechen zu uns heute Lebenden durch ihre Briefe. Landrat Gernot Schmidt, der selbst Feldpostbriefe aus seiner Familie zur Ausstellung beigetragen hat, wies in seiner Rede zur Eröffnung auf das Leid hin, das mit der Feldpost oft verbunden war, wenn Briefe ihre Empfänger nicht mehr erreichten und zurück kamen.

Die Ausstellung wendet sich generationenübergreifend an die Gäste der Gedenkstätte. Ein professionelles Herangehen beim Aufbereiten der Inhalte, bei der Gestaltung, beim Verfassen der Texte sowie beim sachgerechten Umgang mit Exponaten möchte trotz des überschaubaren Formats einen ganz praktischen Eindruck davon vermitteln, wie eine zeitgemäße museale Ausstellung aussieht. Als Element zum Mittun und Mitdenken können die Besucher selbst ihre ‚Feldpost‘ an die Gedenkstätte richten und darin ihre Gedanken zum Thema, zum Ort und zu Gegenwart und Zukunft der Einrichtung äußern.

Der ZSH e.V. bedankt sich bei allen Leihgebern, Unterstützern und Helfern für ihren Beitrag bei der Realisierung dieser Ausstellung!